Von Schrankflucht zu stabilen Tischen
1.4. Gefangen im Schutzinstinkt

Ich stehe im Einkaufszentrum, laufe durch den langen Raum, suche meine Jacke und meinen Schal, aber finde nichts. Um mich herum sehe ich schmucklose Kleider, doch etwas weckt meine Aufmerksamkeit: Schaufensterpuppen tragen eng anliegende Kleider, überzogen mit Fischernetzen, die mit schweren Holzperlen beschwert sind. Es scheint, als sollten diese Netze den Kleidern Gewicht verleihen. Doch im Gespräch der Verkäuferinnen höre ich, dass sie nicht viel Gewinn bringen werden – zu extravagant, zu wenig gefragt. Ich erkenne, wie aussichtslos das Fischen nach seltenen Perlen ist, die in diesem Laden und dem Gebot der Austauschbarkeit eher zur Last werden.
Später stehe ich in der Küche und brate Apfelpfannkuchen. Jeder Schritt muss kontrolliert und perfektioniert werden. Die Apfelstücke bleiben fest, der Teig zerfällt – also ändere ich die Reihenfolge, koche nach einem neuen Plan. Ich suche nach der besten Lösung, die mir Kontrolle gibt, so wie beim Anblick meines wieder zum Kind gewordenen Sohnes, der allein auf der großen Kreuzung Fahrrad fährt. Er ist übermütig, glücklich in seiner Freiheit, doch plötzlich steht er still, überfordert mitten auf der Kreuzung. Ich stürze zu ihm, ziehe ihn zurück an den Rand. Die ständige Sorge und das Bedürfnis, ihn zu schützen, lassen mich nach Atem ringen.