Zwischen Gift, Wurm und zwei Stühlen
2.4. Fettiger Firmenzwang

Sie heiratete ihn, weil er es so wollte. Sein Traum hatte sie hierher geführt, seine Entschlossenheit, die Dinge zu kontrollieren. Gleichzeitig verzehrt sie sich bis heute danach, ihm zu gefallen und ihm nahe zu sein, doch neben ihm fühlt sie sich unsichtbar, als wäre ihr Leben eine Bühne, auf der sie nur spielt, was er vorgibt. Die Distanz zwischen ihnen ist greifbar, obwohl sie sich eigentlich nah sein sollten.
In der Firma steht sie bloßgestellt im kalten Neonlicht, nur ein durchscheinendes Unterkleid bedeckt sie. Der Firmenvertreter spricht und fesselt sie mit seinen Gesten und Blicken, während sie vergeblich versucht, ihre schmutzige Unterhose zu verstecken. Wider besseres Wissens gibt sie sich dem Bild hin, das andere von ihr erwarten, obwohl es ihrem eigenen Willen widerspricht.
Dann tritt die Gattin des Firmenvertreters hinzu, rundlich und misstrauisch. Sie lockert die Anspannung durch ein kleines Gespräch, doch dies bringt der Frau im Unterkleid nur eine oberflächliche Erleichterung. Innerlich bleibt sie gefangen, da ihre Zwangslage nicht erkannt wird: Ihre Verlegenheit wird missverstanden, als hätte sie sich freiwillig für diese Freizügigkeit entschieden, während sie in Wahrheit gezwungen ist, diese Rolle zu spielen. Später, als sie auf Wunsch für die Firma kocht, lastet bereits der bloße Vorgeschmack des schweren, fettigen Lachses im Teigmantel auf ihrem Magen, während sein aufdringlicher Geruch die Büros durchzieht. Schon dieser Gedanke drückt auf sie – genauso wie die Anforderungen und Rollen, die sie in ihrem Leben trägt. Niemand nimmt sie wahr, selbst wenn sie gehen würde.