Vom Schweigen zum Atelierbesitz
5.3. Am Boden vor der Tür

Das Bild, das ich halte, wird schwerer, als wäre es mit einer Last beladen, die sich langsam auf mich überträgt. Es muss an einen anderen Ort, doch nun scheint es, als hätte der Zusteller das Ziel verfehlt, verwirrt von dem Besuch, der kürzlich bei mir gewesen ist. Es gibt Gemeinsamkeiten, ein kurzes Verweben ihrer Geschichten mit meinem Leben, doch ihre ungewohnte Art, sich darzustellen, bringt etwas ins Wanken. Sie sprechen viel von ihrem regen sozialen Leben, von ständigen Begegnungen und Freundschaften, während mein eigenes Leben sich momentan eher still anfühlt. Nach ihrem Abschied – innerlich aufgewühlt, schicke ich eine unbedachte Nachricht, deren Schärfe ich sofort bereue. Diese Worte hätten nie geschrieben werden sollen; ich hoffe vergeblich, dass sie unbeachtet bleiben.
Später steht eine andere Besucherin distanziert vor meinen Arbeiten, ihr Blick gleitet kühl über die Bilder an der Wand. Die Freundschaft hat Risse, und ihr Urteil über meine Werke wirkt hohl, beinahe mechanisch – wie ein geübtes Lob, das keinen Raum in sich trägt. Doch ihr schmeichelnder und dennoch über allem schwebender Kommentar sticht in mir wie Nadeln im Bett, gut verborgen unter einem höflichen Lächeln, als müsse vermieden werden, etwas zu entblößen – vielleicht Neid oder Abneigung, die sie nie auszusprechen wagt. Ihre Oberflächlichkeit verdrängt das Vertrauen, das einst zwischen uns bestand, und mir wird klar, dass sie, wie diese Begegnung, in meiner inneren Welt keinen Platz mehr hat.
Am Abend, nachdem weitere Gesichter an mir vorbeigezogen sind, stehen wir im kühlen Flur. Das Schweigen und die Kälte durchdringen die Szene vor unserer Haustür: Ein fremder Mann liegt dort, reglos, sein Hund, schwer und gleichgültig, hält die Hand des Mannes im Maul. Mein Begleiter, im Morgenmantel, versucht, ruhig zu bleiben, während eine weitere, kernige Gestalt, hart und unnachgiebig, den Liegenden auffordert, zu gehen, Abstand zu halten. Die herzlose Szene verstärkt meine innere Zerrissenheit, die Fassade der Freundschaft bröckelt, und ich erkenne, dass sich vieles in meinem Leben gerade sanft, doch unwiderruflich verändert.