Von Schrankflucht zu stabilen Tischen
1.3. Zuflucht in den Schrank

Ich stehe in der Dunkelheit – verfolgt, gehetzt. Der erste Schwarm, der sportliche „Prinz“, hat mich längst überholt; er wartet nackt auf die schlanke Wassernixe aus meiner Schulzeit, der er immer nacheiferte. Ich – nie im Zentrum, immer nur am Rand, erkannte schon damals, dass ich nicht aus ihrem Schatten treten konnte. Wir haben uns gegenseitig ergänzt, jede von uns mit dem, was der Anderen fehlte – ohne auf Gemeinsamkeiten zu achten. Mir fehlte es an Sportlichkeit und an Leistung, die sich in Zahlen messen lässt.
Nun fliehe ich über Industriegebäude, spüre die Kälte des Metalls und den hohlen Geräusch der leeren Pappkisten unter mir, die den Dachboden bedecken, auf dem ich zu landen versuche. Ohne festen Grund suche ich nach einem sicheren Versteck. Doch nichts hält mich lange fest, keine Ruhe, keine Sicherheit. Die Nacht verschluckt mich, während ich immer weiter fliege, tiefer sinke, der Boden zu nah. Kein Baum bietet Schutz, keine Krone nimmt mich auf.
Später sitze ich im grauen Auto des alten Mannes. Er fährt mich den Berg hinauf, als wäre alles wie gewohnt und vertraut. Doch ich weiß, es ist nicht mein Weg. Ich steige aus, umgeben von der kühlen Nachtluft. Ich bin allein. Der Kontakt zu ihm ist längst erstorben, seine Ziele unerreichbar. In einem alten Schrank finde ich Zuflucht, ein Holzzimmer. Ein dicker, blasser Junge ist da, ruhig, wie ein Schutzengel. Hier, mit Aquarellkasten und Papier, finde ich für einen Moment Halt.