Vom Schwebezustand ins Buchgerüst
6.1. Wanderung durch das Buchgerüst

Ich stehe vor meinem Buch, das sich in eine begehbare Konstruktion verwandelt hat, nachdem es vom Lektorat des Verlags zurückgekehrt ist. Das metallene Baugerüst breitet sich ebenerdig frei auf einem leeren Platz aus. Innerhalb der labyrinthischen Anlage sind Sätze auf Schildern angebracht. Ein Gefühl von Ordnung und Klarheit lässt alte Baustellen langsam zur Ruhe kommen. Ich betrete die Struktur, lasse meinen Blick über die Schilder wandern, die wie Wegweiser durch eine mir bekannte, aber fremd gemachte Architektur wirken. Einige Schilder lassen sich drehen, entdecken, verknüpfen. Sie fügen sich zusammen, wechseln von einer Bedeutung zur anderen und stellen Verbindungen zu dem her, was davor und danach liegt. So fordert mich die Struktur heraus, alles aus zwei Perspektiven zu betrachten: die Oberfläche und das Dahinterliegende.
Schritt für Schritt gehe ich weiter entlang der Wegweiser, deren vertraute Worte mir fremd erscheinen. Und doch fühle ich mich sicher in diesem Labyrinth aus meinen Sätzen, meinem Denken. Der Zusammenhang ist noch nicht vollständig, aber langsam greifbar.