Mondreise, Explosion und Wandel

7.3. Verblasste Spuren der Mondreisenden

Ina Geißler - Kartierung der Innenwelt - Reh

Ich schwebe nahe der Rückseite des Mondes, umgeben von einer Gruppe, die Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit erzählt, die sich in der Stille des Weltraums verloren haben. Der vielversprechende Galerist von damals ist dabei. Man tauscht Anekdoten über Menschen aus, die waghalsig in einem pinkfarbenen Schlauchboot zur dunklen Seite des Mondes ruderten. Ein fauliger Geruch steigt auf – die Spur jener, die früher hier waren: Verdorbenes Essen, das sie vielleicht aus Verzweiflung zu sich nahmen. Die Himbeereisperlen in meiner Hand beginnen zu schmelzen, ein seltsamer Widerspruch in dieser Umgebung, und dennoch spüre ich die Schwere des Moments.

Später sehe ich mein Kind, den Kopf verbunden, darüber ein schwerer, grün glasierter Helm aus Ton. Der Druck auf die verletzte Stelle scheint unerträglich, und doch steht es da, wie ein Taucher in tiefen Gewässern. Neben ihm fühle ich ein neues Leben heranwachsen, unsichtbar und kaum greifbar.

Im Wald verwandelt sich mein Kind in einen scheuen Kater, der sich am Waldeingang vor den Wölfen versteckt. Unter einer Bank findet er Schutz, und ich lasse ihm einen Malkasten als Notreserve. Dann taucht die orangefarbene Katze auf, und mit einem Sprung verlässt er sein Versteck, unbeschwert und verspielt. Es ist schön, den beiden Tieren zuzusehen, wie sie einander jagen. Doch ehe ich mich versehe, will sie weiterziehen, nach Bologna, und der Kater kriecht wieder traurig unter die Bank. Am liebsten würde ich sie jetzt zurückhalten.