Von Schrankflucht zu stabilen Tischen
1.2. Holztisch vor losem Grund

Ich sitze an meinem schweren Holztisch, der im Dunkeln am Waldrand nahe dem Seeufer steht. Die Worte des Kritikers, hart und wenig einfühlsam, haben sich tief in mir eingegraben. Aber jetzt, während ich die Themen meiner Träume ordne, spüre ich, wie ich mich von ihrer Last befreie. Mit zunehmender Entfernung verhallt seine strenge Stimme.
Ich stehe auf und entscheide mich, die Insel zu erreichen, auf der die anderen bereits sind. Der Eisenprinz mit den fast schwarzen Haaren, gefangen in seiner eigenen Schwere, der früher meine Räume teilte, feiert hier seinen Geburtstag. Seine Bewegungen waren stets steif, unbeholfen; sein Leben drehte sich um das Polieren seiner Rüstung, die ihn immer mehr umschloss. Vorsichtig setze ich einen Fuß auf das trockene Flussbett. Sein sandiger Grund ist oberflächlich fest verkrustet, während die Löcher im Boden auf einen sehr fragilen Halt hindeuten. Die Anderen sind bereits drüben, auch mein Mann. Er scheint mühelos im Wasser zu stehen – das Handy im Nassen, ohne Sorge.
Ich sehe ihm nach, während ich mich an den löchrigen Sandhaufen hochhangle, auf dem die Gäste sitzen. Der Sand auf der Insel ist greifbarer, er ist feucht und verdichtet. Hier angekommen finde ich Halt auf festem Untergrund. Der Sandturm, an den ich mich lehne, vibriert im Takt der Bässe, die aus ihm heraus durch die Landschaft pulsieren, doch ich weiß, dass sie bald verschwinden werden – gelöscht, weil sie nicht mehr gebraucht werden.
Der einsame Eisenprinz fühlt sich an diesem besonderen Tag trotz unserer Gesellschaft nicht genügend beachtet. Jemand schlägt vor, sich ihm zu nähern, um ihn zu beruhigen, so dass seine lauten Rufe nach Aufmerksamkeit verstummen. Doch während ich das Geschehen weiter beobachte und nicht eingreife, breitet sich eine tiefe Ruhe in mir aus. Die Rhythmen, die einst so laut in mir widerhallten, verklingen leise, und mein Blick gleitet zurück zum stillen Holztisch am Ufer.


