Vom Schwebezustand ins Buchgerüst
6.2. Abschied von Metallköpfen

Ich steige die Treppen des Hochhauses hinauf, durchlaufe Jahre und Etagen meines Lebens, bis sich vor mir die weiße Ebene mit den geschlossenen Metalltüren öffnet. Statt weiter aufzusteigen, nehme ich einen klapprigen Fahrstuhl, der waagerecht wie eine Gondel durch eine fremde, bergige Landschaft gleitet. Am Ziel erwartet mich ein farbenfrohes Plateau: Menschen in leuchtenden Gewändern sitzen, umgeben von zahmen Tieren, auf einem Marktplatz. Inmitten dieses Trubels fühle ich mich plötzlich ruhig und elegant, die kuhförmige Tasche fest in meiner Hand gehalten.
Später wische ich in Eile Wasser vom Boden einer fremden Wohnung, fast nackt. Neben mir steht die Frau mit der rauen Stimme, in deren lauten Worten die Brüche ihres Lebens mitschwingen, Risse hinter einer pragmatischen Fassade. Dann taucht ein Schatten aus der Vergangenheit auf – eine frühere Bekannte, die im Schlafzimmer mit spitzen Gegenständen auf uns zielt. Ich bin zugleich ich und sie, spüre ihre Zersplitterung, während mein Gefährte ihr Wasser ins Gesicht sprüht – doch die Distanz bleibt bestehen.
Wie eine Aufführung, die wir planten, doch nie vollendeten, verharren wir auf der leeren Bühne eines verlassenen Kirchenraumes – den Text nicht gut genug gelernt, das Bühnenbild unvollständig. Schließlich, unter freiem Nachthimmel, umgeben von einer Menge, die eigentlich nie da war, sind wir uns nah und zugleich fern.
Zwei gigantische Metallköpfe verabschieden sich von dieser oberen Ebene, einem Vorplatz mit Blick auf einen Tempel, der auf einer Anhöhe thront. In der Dämmerung wirkt ihr Gruß herzlich zu den anderen Kunstwerken, doch sachlich und distanziert zu den Menschen. Die Szene schwingt in einem seltsamen Rhythmus zwischen Ritual und Absurdität, als würden sie die Atmosphäre vergangener Epochen beschwören, bevor sie schweigend den Platz verlassen.


